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Bildauswahl der Spiele 2007 hier
(Fotos: Andreas Hock)
Weitere Bilder zu den Proben und den Aufführungen hierDie Schönberger Passionsspiele allgemein >>>
SchönbergNach
drei Monaten intensiven Probens hob sich für die über 40 Laienspieler
am 3. März 2007 zum ersten Mal der Vorhang zu den vierten
Passionsspielen von Schönberg. Vor voll besetzten Rängen führten sie
»Der Prozess« auf. Das Drehbuch stammte auch diesmal von Siegfried
Bongartz, Regie führte Alfons Velz.Gesamtkoordinatorin
Marlene Backes begrüßte voll angespannter Vorfreude Publikum, religiöse
Würdenträger und Politiker. Letztere wies sie mit einem Augenzwinkern
darauf hin, dass die Passionsspielgruppe noch immer ganz ohne Subsidien
arbeitet. Zur Einführung versuchte sie das Passionsspiel zu definieren.
Ob es nun eine Glaubensverkündung oder -verunsicherung sei, könne sie
nicht sagen. Ziel sei aber in jedem Fall, das Publikum dazu zu bringen,
sich mit der Thematik auseinander zu setzen.
Sinne öffnen
Der
theologische Berater Pfarrer Claude Theiss lud die Anwesenden ein, ihre
Sinne zu öffnen und Jesus auf seinem Leidensweg zu begleiten. Die
Spieler wollen ihre Zuschauer nicht nur auf Gefühlsebene berühren,
sondern ihnen Jesus und seine Botschaft ans Herz legen.
Eine
Besonderheit der Schönberger Passionsspiele sind die beiden Ebenen die
parallel zueinander ablaufen. Neben der klassischen Ebene, die Jesu
Leidensgeschichte erzählt, gibt es immer eine moderne Ebene.
Dies
soll den Zuschauern verdeutlichen, dass das Evangelium nicht
Geschichte, sondern täglich gelebte Wirklichkeit ist. Die klassische
Ebene basiert auf dem ältesten, dem Markusevangelium. Durch einige
Szenen der Evangelien nach Lukas und Johannes wurde das Stück
komplettiert. Auf der modernen Ebene geht es um die Ausländerin Tatjana.
Mit einer Gruppe von Frauen setzt sie sich für mehr Gerechtigkeit ein.

Tatjana
organisiert eine Demonstration gegen die Machenschaften der Politiker
mit den Ölmillionären. Genau wie Jesus wird sie den Machthabern unbequem
und gefährlich. Also wird ihr Asylprozess neu aufgerollt. Sie kann
weder ihre politische Verfolgung in der Heimat noch die Rechtmäßigkeit
ihrer Ehe beweisen. Sämtliche Dokumente sind in den Kriegswirren
verloren gegangen oder beim Tod ihres Mannes zerstört worden. Dieser war
Journalist und hatte die doppelte Staatsbürgerschaft.
Er wurde in seinem Büro vielleicht nicht ganz zufällig von einer Granate getötet.

Während
des ganzen Stückes tun sich erstaunliche Parallelen zwischen Geschichte
und Gegenwart auf. Damals wie heute stehen eigene Interessen, Macht und
Habsucht im Vordergrund. Es handelt sich um einen Urkonflikt. So wie
Jesus den Mächtigen ein Dorn im Auge ist, ist es auch Tatjana. Beide
sollen mundtot gemacht werden. Beide durchleben einen inneren Prozess,
der sie letzten Endes zu Gott führt. Beide werden von Freunden
verleugnet und gehen für ihre Sache in den Tod. Das Thema der
diesjährigen Passionsspiele ist weit politischer als das der vergangenen
Auflagen.

Das
Stück kann auch durchaus als gesellschaftskritisch gewertet werden. In
der Einführung lädt eine freie Journalistin, die zwischen korrupten
Politikern und Friedensaktivisten steht, die Zuschauer ein, einmal zu
beobachten, in welchen Rollen sie sich wiederfinden.
Mit Fleisch und BlutDie
zahlreichen Schauspieler zeigten eine großartige Leistung. Lothar
Krämer als Jesus, Claudine Schröder als Tatjana, aber auch Robert
Schmetz, der den Ministerpräsidenten verkörperte, brachten ihre
Charaktere äußerst glaubwürdig rüber. Sie durften sich selber
einbringen, um ihre Rollen mit Leben zu füllen. Autor Siegfried Bongartz
meinte dazu, er habe das Skelett geliefert, die Spieler haben es mit
Fleisch und Blut gefüllt.
Vor allem auf der modernen Ebene wurden
den Schauspielern große Freiheiten in Bezug auf den Text gelassen. Dies
war Regisseur Alfons Velz von Beginn an wichtig gewesen und war wohl
auch ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Passionsspiele 2007.
Es gab also auch 2007 zwei Spielebenen: die Zeit
Jesu und die heutige Zeit. Denn wir sind der Meinung, dass ein Passionsspiel mit direktem Bezug zum heutigen Leben erst recht seine wahre Bedeutung erlangt.
Das Wort "Prozess" ist in zweifacher
Weise zu deuten: Zum Einen spricht es von einer Verhandlung, in der ein
Mensch für eine Tat angeklagt wird. Zum Anderen weist das Wort auf eine
Entwicklung hin, die ein Mensch, eine Situation mit der Zeit machen
kann.

Viel Besuch bei der Premiere (Text im Grenz-Echo): mehr >>>
Grundlegende Gedanken zur Inszenierung von 2007(Alfons Velz) hier
Grußwort unseres Bischofs Aloys Jousten hier
Kurzes Statement unseres Bischofs am Premiere-Abend: hier
Interview mit Bischof Aloys Jousten hier
Interview mit Regisseur Alfons Velz hier
Probenimpressionen (Aachener Kirchenzeitung) hier
Bilder der Spiele 2007 hier