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Interview mit Bischof Aloys Jousten
1. Am 3. März findet in Ihrem Beisein die Premiere der vierten Auflage der Passionsspiele Schönberg statt. Was bedeutet das für Sie, resp. für unser Bistum?
Bischof Aloys Jousten: „Die Leidensgeschichte Jesu lässt niemanden gleichgültig, weil jeder sich bis heute und noch heute fragt, weshalb einer, der nur Gutes getan hat oder tun will, leiden muss.
Selbstverständlich ist diese Fragestellung für uns Christen umso drängender, da wir Jesus als den Sohn Gottes bekennen. Das Leiden Jesu wird auch in Zukunft viele Fragen aufwerfen.
Ein Passionsspiel kann dazu beitragen, die Hingabe Jesu und gleichzeitig die Treue Gottes tiefer zu erfassen. Es wird gleichzeitig jeden mit der Frage konfrontieren, wie er zu Jesus, seiner Lehre und seinem Handeln steht.“
2. Die Botschaft Jesu hat an in unserer Zeit an Breitenwirkung eingebüßt. Insbesondere Leid und Tod gelten vielfach heutzutage als Tabuthemen. Inwieweit können die Passionsspiele etwas bewirken?
Bischof Aloys Jousten: „Die Botschaft Jesu hat meines Erachtens nicht an Resonanz eingebüßt. Sogar die Person Jesu weckt noch stets Bewunderung. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass Leid und Tod Tabuthemen sind. Es wird schon viel über beide Themen geredet und diskutiert; es werden Gesetze verabschiedet, die das Leid erträglicher machen sollen, indem man den Tod herbeiführt. In letzter Zeit ist das Thema ja wieder in die Schlagzeilen geraten. Mit Ihrer Frage meinen Sie wohl eher, dass man dem Leid aus dem Weg gehen will, denn, so fragen viele, welchen Sinn hat das Leid, der Schmerz? Die Passionsspiele konfrontieren uns mit einem extrem leidenden Menschen, und das nur aus Liebe zu seinen Mitmenschen. Es gibt ja nicht nur den physischen Schmerz, sondern manchmal ist das moralische und seelische Leid noch größer. Für Menschen, die von diesem Leid betroffen sind, kann die „Begegnung“ mit dem körperlich und seelisch leidenden Jesus eine Art befreiende Wirkung haben, insofern sie sich in ihm wieder finden und erleben, wie er sein Kreuz trägt. Aber zugleich darf man das Kreuz nicht ohne die Auferstehung sehen. …“
3. Welche Impulse sollten / könnten von den Passionsspielen auf Kirche und Gesellschaft ausgehen?
Bischof Aloys Jousten: „Der Name „Passionsspiele“ ist eigentlich unvollständig, weil sie nicht in Leid und Tod enden, sondern ganz deutlich von Ostern, also vom Durchgang zum Leben reden. Gerade in dieser Hinsicht könnten sie eine Auswirkung auf die Zuschauer haben und damit auf die Gemeinschaft der Christen und eventuell auch auf die gesamte Gesellschaft: Wir glauben nicht an den Tod, sondern an die Auferstehung. Wir glauben, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Unter Tod kann man dann alles verstehen, was den Menschen entwürdigt oder vom Leben entfernt: Ungerechtigkeit, Lüge, Hass, Gewalt usw. So sind die Passionsspiele ein Protest gegen jede Entwürdigung des Menschen, besonders der Armen und Schwachen.“
4. Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Bistum, bzw. Unterstützung seitens des Bistums? Inwieweit ist das Bistum Lüttich involviert?
Bischof Aloys Jousten: „Das Bistum Lüttich ist nicht an Gestaltung bzw. Redaktion des „Drehbuches“ beteiligt. Der Bischof sowie die Verantwortlichen im Bistum und in den Pfarren unterstützen jedoch die Initiative. Es freut mich, dass es möglich ist, die Passionsspiele regelmäßig aufzuführen. Wie bereits gesagt, sehe ich in diesen Spielen Möglichkeiten der Katechese, der besseren Einführung in den Glauben. Hier ist Glaube keine Theorie, sondern Einladung zur Nachfolge Jesu für jeden.“
5. Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen sehen Sie ganz persönlich der Premiere am 3. März entgegen?
Bischof Aloys Jousten: Aus dem bisher Gesagten ergeben sich meine Erwartungen und Hoffnungen. Mit meiner Anwesenheit möchte ich allen Gestaltern und Mitwirkenden meine Anerkennung ausdrücken und gleichzeitig zum Besuch, oder richtiger: zur Teilnahme, einladen.
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